Der Vize-Chefredakteur der Wiener Stadtzeitung
"Falter",
Florian Klenk, ist der diesjährige Preisträger des Journalistenpreises "
Writing for CEE" 2009 ausgezeichnet worden. Der 36-jährige "Enthüllungsjournalist" erhielt den mit 5.000 € dotierten und bereits zum sechsten Mal von der
APA - Austria Presse Agentur und der
Bank Austria - UniCredit Group vergebenen Award für eine Reportage, die in der
"Berliner Zeitung" und im "Falter" erschienen ist. Sie trägt den Titel "Hinter dem Zaun" und behandelt die Zustände in einem in der Ukraine gelegenen Flüchtlingslager im slowakisch-ungarisch-ukrainischen Ländereck.

"Writing for CEE"-Preisträger 2009 Florian Klenk
Mit der Schengen-Erweiterung im Dezember 2007 sei das Problem von Österreich "weggerückt", schreibt Klenk, "hinaus aus der 'Union des Rechts', wie sich die EU gerne nennt. Hier fühlt sich keiner mehr verantwortlich, die kritische europäische Öffentlichkeit blickt nur selten her." Klenk schaute dafür umso genauer hin. Immerhin befindet sich das mittlerweile geschlossene Flüchtlingscamp von Pavshino in Transkarpatien nur fünf Stunden von Wien entfernt. Aber auch die örtliche Bevölkerung hat unter jener Schengen-Grenze zu leiden, auf deren Schutz die EU stolz ist. So seien für viele Bürger selbst Reisen zu Begräbnissen engster Verwandter auf der anderen Seite der Grenze nicht möglich. Klenk kritisierte dabei insbesondere das Vergessen auf jede Verhältnismäßigkeit.
Neben dem Thema Migration mit all seinen Folgewirkungen und Nebenerscheinungen stand der Fall der Berliner Mauer vor 20 Jahren im Mittelpunkt der diesjährigen Preisverleihung. Die ehemalige DDR-Bürgerrechtsaktivistin
Bärbel Bohley erklärte als Gastrednerin, dass die Zeit vor dem "Mauerfall" für die Bürger Osteuropas eine "Zeit der Hoffnung" gewesen sei. Danach sei eine "Zeit der bitteren Realität" gekommen. Daher müssten trotz oder gerade angesichts der "Posaunenklänge" der Feiern zum 20. Jahrestag auch kritische Blicke unter die Oberfläche erlaubt sein. Schließlich habe sie ein Gedanke ihr Leben lang begleitet: "Aufstehen und Nein sagen."
Es seien "diese kleinen Geschichten über einzelne Schicksale, die Europa oft einen größeren Dienst als die große Politik erweisen", hob APA-Chefredakteur
Michael Lang die Bedeutung derartiger Reportagen hervor. Sie würden dazu beitragen, dem von Bank Austria und APA mit dem CEE-Journalistenpreis verfolgten Ziel näher zu kommen: "Grenzen und Vorurteile zu überwinden." Schließlich zeige Europa seine Stärke dann, "wenn Rivalen gute Nachbarn und Nachbarn gute Freunde werden."
Auch Jurysprecher und APA-Außenpolitikchef
Ambros Kindel nahm Bezug auf die Ereignisse um den Fall der Berliner Mauer im Jahr 1989. Er bedauerte, dass sich der berechtigte Begriff "Revolution" in der gängigen Geschichtsbetrachtung nicht niedergeschlagen habe. Vielmehr sei der nichtssagende Begriff "Wende" haften geblieben, eine Diktion, die auf den letzten SED-Generalsekretär
Egon Krenz zurückgehe.
"Writing for CEE" setzt sich das Ziel, die journalistische Auseinandersetzung mit Fragen der europäischen Integration zu fördern. Mitglieder der international besetzten Jury sind der Ex-Berater des ehemaligen tschechischen Präsidenten
Václav Havel,
Jiří Pehe, der slowakische Publizist
Michael Berko, die Kommunikationsberaterin
Ildiko Füredi-Kolarik, der slowenische Schriftsteller Jože Hudeček, der polnische Journalist
Igor Janke, die ungarische Radio-Journalistin
Júlia Váradi, die bulgarische Schriftstellerin
Janina Dragostinova, die CEE-Pressesprecherin der Bank Austria - UniCredit Group,
Silvana Lins, sowie APA-Außenpolitik-Chef Ambros Kindel. Der Preis wird 2010 erneut ausgeschrieben.
In die Liste der Preisträger haben sich bisher der tschechische Journalist
Luboš Palata (2004), die bulgarische Schriftstellerin
Diana Ivanova (2005), der bosnische Journalist Šefik Dautbegović (2006), der österreichische Schriftsteller
Martin Leidenfrost (2007) sowie die in Griechenland geborene und in Deutschland aufgewachsene Radiojournalistin
Anna Koktsidou (2008) eingetragen.
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